Seit jeher gelten die Berge als Hüter von Juwelen, Kristallen und Edelsteinen. Im Schoß der Schweizer Alpen liegt, gleich einem geschliffenen Diamanten, ein architektonisch hochkarätiges Juwel, dessen einzigartiger Glaskörper durch faszinierende Lichtspiele besticht. Einzig aus Glas und Licht scheint der kubische Komplex zu bestehen, den die Müller Architekten aus Heilbronn für den Kosmetikkonzern Channoine Cosmetics im liechtensteinischen Vaduz realisiert haben. Gleich einem diamantenen Flakon luminesziert der neue Konzernsitz, in dessen Außenhülle aus 112 Glasprismen sich der Himmel und die umliegenden Berggipfel wiederspiegeln. Nach nur zweijähriger Bauzeit öffnete das Gebäude im Jahr 2010 seine Pforten für Geschäftsleitung, Angestellte und Besucher.
Die insgesamt 112 Glasprismen umfassen eine Bruttogrundfläche von 4.200 m² und einen Bruttorauminhalt von 19.500 m² und formen so den rechteckigen Glaskörper. 15 Meter ragt das ein einer Ausfallstraße am südlichen Stadtrand gelegene Gebäude in die Höhe. Als Trägersubstanz dient ein Stahlbetonskelett, das gleichzeitig den Gebäudekern bildet. Während die Innenfassade als Elementfassade ausgeführt wurde, wird die Außenfassade aus den bereits genannten Glasprismen gebildet welche bis zu 80 Zentimetern über ihre Basis, eine hinterlüftete Stahlfassade, auskragen. Jedes einzelne Prisma wurde aus acht ungleichseitigen Dreiecken konstruiert, wodurch der kubische Komplex eine architektonisch einzigartige Anmutung erhält.
Insgesamt besteht das Gebäude aus einem Untergeschoss sowie vier darüber liegenden Ebenen, in denen die Großraumbüros in einem offenen Raumkonzept aneinandergereiht wurden. Die Lichtdurchlässigkeit der Glasfassade wir im Innern von hochglänzenden Marmorböden aufgenommen und verleiht dem Komplex auch hier eine luzide Leichtigkeit.
Ausgehend von den Duftflakons und dem diamantenen Glanz der Kosmetikindustrie dürfte die Auswahl des dominierenden Baustoffes ohne Zögern auf Glas gefallen sein. Die 60 Millimeter starke innere Elementfassade wurde aus insgesamt drei Glasschichten aus Verbundsicherheits- und heissgelagertem Einscheiben-Sicherheitsglas, mit Scheibenzwischenräumen von je 18 Millimetern aufgebaut. Ihr Wärmedurchgangskoeffizient liegt mit nur 0,5 W/m²K sogar unter dem von handelsüblichem Wärmeschutzglas, bei einem Gesamtenergiedurchlassgrad von etwa 48 Prozent. Die Glaselemente der äußeren Fassadenschale hingegen wurden aus 13 Millimeter dicken Verbundsicherheitsgläsern mittels Edelstahlzargen zu 4,6 auf 3,3 Meter großen Prismen verarbeitet, die mittels Structural Glazing Verklebung statisch ausgesteift wurden. Ihr Gesamtenergiedurchlassgrad beträgt etwa 74 Prozent und ermöglicht damit eine hohe Energieausbeute der einfallenden Wärme, bei gleichzeitiger Isolierwirkung durch die Innenfassade.
Seine volle Magie entfaltet das Gebäude allerdings erst in der Nacht, wenn sich Umgebungslichter im Farbwechselspiel der Innenbeleuchtung fangen und mit ihren Lichtreflexionen an eine Sternengeburt erinnern. Diese Anmutung wird im Innern des Glaskörpers mit Hilfe von kettenförmig von der Decke hängenden, durch Glasplatten gekonterte LED-Lampen wieder aufgenommen, sodass sich das Lichtspiel der Außenfassade hier hundertfach wiederholt. Das Licht manifestiert sich als elementarer Bestandteil der Bausubstanz, was dem Gebäudekomplex eine geradezu sphärische Aura verleiht. Um den Lichtertanz in der gläsernen Hülle nicht zu stören, wurde für die Verglasung der innenliegende Elementfassade ein dunkler Farbton gewählt. Das erfahrene Architektenteam erschuf damit ein einzigartiges Juwel, das im Schutz der umliegenden Bergwelt seinen idealen Standort erhielt.