Das 2007 fertiggestellte neue Hauptgebäude des Weltfußballverbandes (FIFA Headquarter) auf einer in der Nähe des Zoos gelegenen Sportanlage wurde von der Architektin Tilla Theus entworfen. Das kubusförmige Bauwerk mit 300 Arbeitsplätzen umfasst zwei Ober- und fünf Untergeschosse mit einer Fläche von 37.400 Quadratmetern. Es dient auch als Konferenz-Zentrum und Archiv. Zudem sind erstmals alle FIFA-Mitarbeiter unter einem Dach vereint. Die Gesamtinvestition samt Grundstück belief sich auf rund 240 Millionen Schweizer Franken. „Sein Luxus und seine Unzugänglichkeit provozieren den Betrachter“, urteilte die Neue Züricher Zeitung.
Gerade einmal vier Jahre, nachdem die Fifa ihren Hauptsitz am Sonnenberg bezogen hatte, legte der Weltfußballverband im Jahr 2004 bereits den Grundstein für sein neues Zürcher Domizil. In Bestlage, nahe des Zoos und in unmittelbarer Nähe zum Zürichberg, schmiegt sich das Gebäude in eine Waldlichtung. Das 44.000 Quadratmeter große Grundstück einer Sportanlage war der richtige Ort für die neue Schaltzentrale, in der nun alle 300 Mitarbeiter unter einem Dach vereint sind. Nach nur knapp zwei Jahren Planungs- und Bauzeit wurde das Gebäude im Sommer 2006 bezogen und im darauffolgenden Januar feierlich eingeweiht. Den Auftrag an Architektin Tilla Theus hatte die Fifa direkt vergeben. 240 Millionen Schweizer Franken, umgerechnet rund 145 Millionen Euro investierte die Fifa in den Bau, inklusive Grundstück.
Ein Hochhaus unter der Erde
Bereits die sichtbaren Dimensionen des FIFA Headquarter sind gigantisch. Auf 140 mal 47 Meter erstreckt sich der von einem gewebeartigen Metallnetz umspannte Glasaufbau, über dem zurückversetzen Erdgeschoss schwebend. Je nach Tageszeit und Standort des Betrachters erscheint die Fassade transparent oder geschlossen. Das Gewebenetz des stockwerkübergreifend gefalteten Glasvorhanges dient dabei gleichzeitig als Gestaltungselement und Verschattungssystem. Der schlichte Eindruck täuscht jedoch gekonnt über Größe und Luxus hinweg. Eine unscheinbare schwarze Türe führt Befugte in das Gebäudeinnere, zu dem nur Angestellte und FIFA-Mitglieder Zutritt haben. Besucher gibt es in diesem Fort Knox des Fußball nicht. Die Eingangshalle von der Größe eines Fußballfeldes empfängt den Betrachter. Im Anschluss an die Halle befinden sich die Angestelltenbüros, angeordnet um einen begrünten Innenhof, der zumindest dem Tageslicht Zutritt zum Gebäude erlaubt. Jeder Mitarbeiter hat einen Fensterplatz und blickt durch das Fassadennetz auf einen dicht bewachsenen Garten. Das Obergeschoss dominiert ein großer Konferenzsaal, dessen Wandverkleidung mit gehämmerten Aluminium-Platten imponiert. Doch das eigentliche Machtzentrum verbirgt sich geschickt vor unbefugten Augen, denn fünf der insgesamt sieben Geschossebenen befinden sich unter der Erde. Schon die gigantische Tiefgarageneinfahrt, durch die selbst Stretchlimousinen und Sattelschlepper bequem ein- und ausfahren können, verweist darauf, dass sich die wichtigen Dinge hier unter Tage abspielen.
Welt unter Tage
Auf insgesamt fünf Untergeschossen erstreckt sich das Nervenzentrum des Weltfussballs. Neben der Tiefgarage sind hier das Archiv- und Dokumentationszentrum, Technik- und Parlamentsräume, der Konferenzsaal des Exekutivkomitees und das Kommunikationszentrum untergebracht. Zur meditativen sowie religiösen Andacht wurde von Tilla Theus eigens ein Meditationsraum eingeplant, der alle Weltreligionen in einem sich nach oben weitenden Onyxkörper vereint. Graue Steinwände und indirektes Licht sind der einzige Schmuck in diesem Raum. Lediglich ein grüner Pfeil des US-Land-Art-Künstlers James Turrell, der auch die Gärten gestaltete, weist in den zwei Durchgängen gen Mekka. Für die weltlichen Belange wiederum dienen eine Cafeteria und ein Wellnessbereich. Ginge draußen die Welt unter, die FIFA würde es vermutlich nicht stören.
Noble Konzentration auf das Wesentliche
Unter den Aspekten „noble Konzentration auf das Wesentliche“ und „vornehme Sachlichkeit“ subsummiert Architektin Tilla Theus ihren Entwurf der unterirdischen Fussball-Bastion. Dabei steht für Theus vor allem die Leere als Luxusgut im Mittelpunkt. Imponieren sei jedoch nicht das Ziel gewesen. Man wolle sich lediglich wohlfühlen, so der damalige Fifa-Präsident Joseph Blatter. Dementsprechend wird dann auch im Inneren filigran inszenierte Pracht zelebriert: kostbare Glasarbeiten, brasilianischer Schiefer und edles Nussbaumfurnier aus den USA bedecken die Wände. In den öffentlichen Bereichen wurde der Boden mit Lapislazuli ausgekleidet. Handläufe aus Chromstahl, die gleichzeitig als Lichtinstallationen dienen, geleiten Funktionäre und Angestellte durch das unterirdische Wegenetz. Zentrales gestalterisches Element ist auch das Zusammenspiel von natürlichem und künstlichem Licht. Tageslicht vermischt sich über Korridore und den Innenhof mit Kunstlicht zu einem Spiel aus Formen und Konturen. Reflektierende Oberflächen, ein spektakulär beleuchteter Glaslift und ein ausgeklügeltes Beleuchtungskonzept verleihen dem Bauwerk eine Transparenz, die der Fifa fremd sein dürfte. Doch neben schierem Luxus transportiert das Home of Fifa auch noch eine andere Botschaft: hier, unter der Erde, abgeschottet von der Außenwelt ist der Weltfußball geeint. Sechs Gärten symbolisieren die Fifa-Konföderationen Europa, Asien, Südamerika, Ozeanien, Afrika und Nordamerika. Und auch der Grundstein des FIFA Headquarter trägt den ganzen Fussballkosmos in sich: in seinem Innern befindet sich ein stählerner Fussball von 1,3 Metern Durchmesser, der mit 204 Säckchen Erde aus allen Mitgliedsverbänden der Fifa gefüllt ist.