Ein integraler Planungsprozess mit nur zweijähriger Bauzeit und Plusenergiestandard, dies waren die Vorgaben, welche die Stadt Augsburg für den Neubau des Schmuttertal-Gymasiums in Diedorf den Planern auferlegte. Herausgekommen ist ein Vorzeigeprojekt im Plusenergiestandard mit herausragender Öko- und Energiebilanz.
Im schwäbischen Markt Diedorf, in unmittelbarer Nähe zum Naturschutzgebiet Augsburg -Westliche Wälder ist in zweijährige Bauzeit ein Vorzeigeprojekt hinsichtlich integraler Planung und ökologiebewusster Umsetzung entstanden. Eingefasst von lockerer Wohnbebauung und freien Feldern, wurde hier der Neubau des Schmuttertal-Gymnasiums in Holzbauweise und Plusenergiestandard realisiert.
Architekt Florian Nagler aus München und die Hermann Kaufmann Architekten aus Schwarzach konzipierten den Gebäudekomplex zusammen mit Schülern, und anderem Schulpersonal um eine Lehr- und Lernumgebung zu schaffen, die pädagogischen aber auch ökologischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten gerecht wird. Rund 16.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche bieten über 1000 Schülern Platz für Unterricht, Sport, Verpflegung und Aufenthalt.
Der Landkreis Augsburg erließ als Bauherr schon in der Planungsphase strenge Vorgaben. Der durch ein integrales Planungsverfahren konzipierte Gebäudekomplex sollte innerhalb von nur zwei Jahren errichtet werden und zudem den Plusenergiestandard erfüllen, bei dem das Gebäude seinen eigenen Energiebedarf überkompensiert. Mehrkosten waren nur erlaubt, wenn diese durch eine entstehende Energieeinsparung amortisiert würden. Ökologie, Gesundheit und Wirtschaftlichkeit, sowie die Schaffung einer pädagogisch wertvollen Lernumgebung standen damit klar im Mittelpunkt der Bemühungen.
Insgesamt vier großvolumige aber dennoch komplexe Baukörper wurden mit südöstlicher Erschließung, kreuzförmig um einen Innenhof gruppiert. Die eingeschossige Sporthalle wurde in einem eigenen Flügel untergebracht, im zweiten Gebäudeteil befinden sich auf zwei Geschossen Aula, Mensa, Bibliothek sowie Lehrerzimmer und das Sekretariat. Die Klassenzimmer und Fachunterrichtsräume wurden schließlich auf die zwei übrigen, jeweils dreigeschossigen Trakte verteilt.
Als tragende Konstruktion dienen Stahlbetonelemente während die übrigen Bauteile als reine Holzbaukonsturktionen, die Decken als Holzbetonverbunddecken ausgeführt wurden. Die Außenwände wurden als Holzrahmenkonstruktion mit gedämmter und hinterlüfteter Fassade konzipiert und in grau lasierter Holzschalung ausgeführt.
Mit zunehmender Geschosszahl ließ man die Außenhülle je ein Stück weiter hervorkragen um einen verbesserten Witterungsschutz im Fassadenbereich zu erhalten. In den Unterrichtsräumen dominieren weiß lasierte Holzoberflächen, helle Böden und Glaselemente, die gemeinsam für eine hohe Ausbeute an augenfreundlichem Tageslicht sorgen. Und auch in den Grün- und Außenflächen wurde die ökologische Anmutung mit hellen Pflastersteinen, Holzelementen und einem jungen Baumbestand weitergeführt.
Wegen seiner klimaneutralen und bauphysikalischen Eigenschaften wurde der Baustoff Holz für das Vorzeigeprojekt favorisiert. Eingesetzt wurden verschiedene Holzwerkstoffe wie etwa Brettschichtholz, Konstruktionsvollholz oder Dreischichtplatten. Seine Eigenschaften als Wärmespeicher wiederum wirken sich positiv auf das Energiemanagement des Gebäudes aus.
Zentraler Bestandteil des Energiekonzeptes sind neben dem klimaneutralen Baustoff Holz auch die insgesamt 1.650 Photovoltaikmodule auf flachgeneigten, asymmetrischen Satteldächern, die lediglich von schmalen Oberlichtbändern durchbrochen werden. Hierdurch wird eine jährliche Stromausbeute von rund 510 MWh erzeugt, die den Energiebedarf des Gymnasiums um etwa das Eineinhalbfache überkompensiert. Fensterelemente im Passivhausstandard, die im Fassadenbereich als durchgehende Bänder und im Bereich der Treppenhäuser als vollgeschossige Glasflächen verbaut wurden, vervollständigen die energieeffiziente Außenhülle. Planern und Architekten gelang es damit, ein Vorzeigeprojekt zu realisieren, das in künftigen Bauprojekten dieser Größe seinen Niederschlag finden dürfte.